Schwangerschaftsabbrüchen vorbeugen

Neue Darreichungsformen für hormonelle Verhütung, die Dauerbrenner Pille und Kondom – sie sollen ungewollte Schwangerschaften verhindern. Der Zugang zur optimalen Kontrazeption ist allerdings, gerade für Jugendliche, unnötig schwierig. Informationen über Schutz in der Sexualität werden in Österreich von kirchlichen Kreisen immer noch erschwert.

„Es gibt immer noch große Lücken im Wissen um die adäquate Verhütung”, sagt Dr. Christian Fiala, Gynäkologe und ärztlicher Leiter des Gynmed-Ambulatoriums in Wien. „Um ungewollte Schwangerschaften und Schwangerschaftsabbrüche zu reduzieren, muss daher das Wissen über die Kontrazeption erhöht und der Zugang zu Verhütung erleichtert werden.”
Einer Umfrage zufolge, die im Krankenhaus Korneuburg unter 912 Frauen durchgeführt wurde, die zu einem Schwangerschaftsabbruch kamen, zeigte, dass nur 6,7 Prozent dieser Frauen mit der Pille, 8,4 Prozent mit einem Präservativ und mehr als die Hälfte gar nicht verhütet hatte. „Aus diesen Erfahrungen leiten wir unseren Auftrag ab, uns vehement für umfassende Verhütungsinformation einzusetzen”, erklärt Fiala anlässlich eines Pressegespräches Mitte Mai in Wien. Dies sei auch der Grund für ein Inserat gewesen, das unter anderem im ÖAMTC-Club-Magazin AutoTouring veröffentlicht worden sei.
Unter dem Titel „Sex sollte sicher sein” wird in dem Artikel über verschiedene Verhütungsmethoden und die Pille danach informiert. Nach heftigen Interventionen verschiedener fundamentalistischer katholischer Gruppen, wie etwa Amici di Dio, St.Josef sowie Human Life International (HLI) gegen die Einschaltung  entschied die Magazinleitung von AutoTouring, das Inserat nicht mehr zu veröffentlichen.

Information statt Verbote
„Ich bin erschrocken”, sagt die Kinderärztin Dr. Sabine Oberhauser, „dass eine Story wie diese zu derartigen Reaktionen führt.” „Wenn wir Schwangerschaftsabbrüche verhindern wollen, müssen wir über Verhütungsmethoden informieren”, sagt Oberhauser. „Besonders Jugendliche sollten einen leichteren Zugang zu Verhütungsmitteln haben.” Damit weiß sie sich eines Sinnes mit Fiala: „Mädchen brauchen immer noch einen Krankenschein von ihren Eltern, wenn sie zum Frauenarzt wollen, um sich die Pille oder eine andere Form der Verhütung verschreiben zu lassen. Kondomautomaten in den Schulen fehlen nach wie vor”, sagt Fiala und ergänzt: „Es gibt bei keinem schulärztlichen Dienst in Österreich die Pille danach, wie das etwa in Frankreich selbstverständlich ist.”
In acht europäischen Ländern ist diese Form der Notfallverhütung mittlerweile rezeptfrei erhältlich, Österreich gehört nicht dazu. „Hier besteht Nachholbedarf” sagt auch Oberhauser und fügt hinzu: „Trotz aller Möglichkeiten wird es immer wieder auch ungewollte Schwangerschaften geben.”

Stimmung radikalisiert
In Österreich gilt seit fast 30 Jahren die Fristenregelung, die einen Schwangerschaftsabbruch bis zum 3. Monat explizit straffrei stellt. Radikalen kirchlichen Kreisen ist die Fristenlösung schon lange ein Dorn im Auge. So sieht auch Fiala in der Ablehnung des Berichts in AutoTouring einen Angriff gegen sein Institut, das auch Schwangerschaftsabbrüche durchführt: „Ein ideologischer Zugang zu diesem Thema bessert die Situation der betroffenen Frauen in keiner Weise. Vielmehr wird ihnen damit ein schlechtes Gewissen eingeredet und der Zugang zu Prävention, sowie einem sicheren Schwangerschaftsabbruch erschwert” Auch Oberhauser deklariert sich klar zur Fristenlösung: meint abschließend: „Wir haben in Österreich Gesetze, und diese sollten eingehalten werden.”