Wenn der Schokohase bitter schmeckt…

15 Millionen Tonnen Schokolade werden in Europa jedes Jahr verzehrt – in einigen Wochen wieder vor allem in Form von Schokohasen und Ostereiern. Das ist die Hälfte der weltweiten Schokoladeproduktion. Die ÖsterreicherInnen verspeisen pro Kopf jährlich etwa acht Kilogramm der braunen Sünde. Und mit „Sünde“ ist nicht die Kalorienzahl gemeint.

Die Kakaofrucht ist zum begehrten Spekulationsobjekt geworden. Foto: Fairtrade Österreich/Philipp Gogg

Die Kakaofrucht ist zum begehrten Spekulationsobjekt geworden. Foto: Fairtrade Österreich/Philipp Gogg

Er deckte auf, was viele gar nicht wissen wollten: Der dänische Journalist Miki Mistrati wollte wissen, wie fair Kakao produziert, gehandelt und verkauft wird. In seinem Film „Schmutzige Schokolade“ ist das Ergebnis seiner Recherchen zu sehen. Und das ist wenig erfreulich, vor allem für jene, die Schokolade gern und häufig essen. Mistrati reiste selbst nach Afrika, nach Elfenbeinküste, um sich ein Bild von den Produktionsbedingungen von Kakao zu machen. Was er fand war erschütternd: In fast allen Plantagen, die er besuchte, waren Kinder im Alter zwischen acht und 18 Jahren für die Ernte der Kakaobohnen beschäftigt. Hier können Sie den Film anschauen.

In Elfenbeinküste wird der weitaus größte Teil der weltweiten Kakaoproduktion angebaut. 42 Prozent aller Kakaobohnen stammen aus diesem Land. Insgesamt kommen 90 Prozent aller Kakaobohnen aus Elfenbeinküste, Ghana, Nigeria und Kamerun. Es sind überwiegend Kleinbauern, die Kakao anbauen, ernten und dann an Zwischenhändler verkaufen. Und hier liegt auch eines der Probleme: „Die Bauern erhalten nur rund 40 Prozent der Weltmarktpreises für ihre Kakaobohnen“, sagt Gerhard Riess von der PRO-GE-Essen, der Produktionsgewerkschaft, in Österreich: „Den Rest erhalten die Zwischenhändler, die die Bohnen an die großen Schokoladehersteller weiterverkaufen.“

In den vergangenen acht Jahren ist der Weltmarktpreis für Kakao massiv gefallen. Das hat eine Vielzahl von kleinen Kakaobauern dazu gebracht, die Produktion einzustellen. Es lohnte sich einfach nicht mehr. Mehr als 100.000 Bauern allein in Elfenbeinküste haben inzwischen aufgegeben. Dann entdeckten Spekulanten Kakao als lukratives Produkt. Das Ergebnis: Kakao wurde knapp, der Preis erreichte ungeahnte Höhen. Für die kleinen Kakaobauern änderte sich aber nur wenig. „Sie erhielten etwas mehr Geld für ihre Kakaobohnen, am System der Zwischenhändler wurde aber nicht gerüttelt“, berichtet Mag. Hartwig Kirner, Geschäftsführer von Fairtrade Österreich.

Allein in den afrikanischen „Kakaoländern“, so ist es auf der Website von Fairtrade Österreich nachzulesen, arbeitet eine Million Kinder auf Kakaoplantagen. Und diese Kinder werden vielfach nicht bezahlt, sondern von skrupellosen Menschenhändlern „gekauft“ und zur Arbeit auf den Kakaoplantagen gezwungen. „Kinderarbeit ist in der Kakaoproduktion Alltag“, stellt auch Hartwig Kirner fest.

Dabei ist dies inzwischen verboten. Im Jahr 2001 hatten sich die großen Schokoladeproduzenten an einen Tisch gesetzt und das „Harkin-Engel“-Protokoll unterzeichnet. (Das Protokoll können Sie hier nachlesen.) Wichtigster Passus: Auf Kakaoplantagen dürfen ab 2008 keine Kinder mehr beschäftigt werden. An der Praxis, das zeigt der Film „Schmutzige Schokolade“, hat das Protokoll allerdings scheinbar nichts geändert.

Die großen Schokoladehersteller begründen ihr wenig ausgeprägtes Engagement gegen Kinderarbeit auf den Kakaoplantagen gerne mit der Antwort: Sie selbst würden ja nicht direkt von den Plantagen, sondern über große Handelsunternehmen kaufen. Und die großen Handelsunternehmen geben wiederum an, lediglich von Zwischenhändlern zu kaufen – also ebenfalls nicht direkt von den Plantagen.

Bisher werden nur etwa 0,1 Prozent der weltweit produzierten Kakaos fair gehandelt und nur etwa 0,5 Prozent davon biologisch produziert. Insgesamt beträgt der Jahresumsatz aus Kakao 5,1 Mrd. Dollar (3,6 Mrd. Euro). Sechs Länder produzieren 91 Prozent der Kakaobohnen weltweit, fünf Unternehmen kontrollieren 80 Prozent des Handels…

Die gesamte Story können Sie auf www.lebensweise-magazin.at nachlesen.

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