Erstes europäisches Refluxzentrum öffnet seine Pforten in Wien

Reflux-Spezialist Univ.-Prof. Dr. Martin Riegler ermöglicht im Reflux Medical Center in Wien eine umfassende Diagnostik und Therapie aller Folgeerscheinungen dieser häufigen Erkrankung nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen.

„Reflux ist kein harmloses Symptom“, warnt Martin Riegler. „Der Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre kann nicht nur die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen, sondern – in seltenen Fällen – auch zu Krebserkrankungen wie dem Speiseröhrenkarzinom führen.“ Riegler, der sich seit mehr als 20 Jahren sowohl wissenschaftlich als auch in seiner täglichen ärztlichen Praxis mit den Themen Reflux und Gastrooesophageale Refluxkrankheit (GERD) befasst, will mit seinem heute eröffneten Reflux Medical Center in Wien diese Zivilisationskrankheit, von der in Österreich immerhin zwischen 20 und 30 Prozent aller Erwachsenen betroffen sind, nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen diagnostizieren und therapieren.

 

Univ.-Prof. Dr. Martin Riegler, Refluxspezialist (c) Brigitte Gradwohl

Univ.-Prof. Dr. Martin Riegler, Refluxspezialist (c) Brigitte Gradwohl

Dabei steht die von ihm entwickelte „RM-Methode“ (Reflux Medical Methode) im Mittelpunkt der Bemühungen. „Dieses standardisierte Behandlungskonzept ist die erste individualisierte, Lebensqualitätsbasierte Methode zur Diagnostik und Therapie der Refluxerkrankung“, erläutert Riegler: „Zudem ermöglicht die RM-Methode eine wirksame Vorsorge gegen Speiseröhrenkrebs.“

 Krebsvorstufen beseitigen

Etwa 20 bis 30 Prozent aller ÖsterreicherInnen leiden unter Refluxsymptomen, wie saurem Aufstoßen, Sodbrennen, aber auch Heiserkeit, Husten, Halsschmerzen sowie Kiefer- und Ohrenschmerzen. 20 Prozent der Betroffenen weisen zudem eine Gewebeveränderung in der Speiseröhre auf, die als Barrett-Ösophagus bezeichnet wird. „Und immerhin sieben bis zehn Prozent der PatientInnen, die eine solche Gewebeveränderung aufweisen, entwickeln ein Karzinom in der Speiseröhre“, hält Riegler fest. Dies wäre vermeidbar, wenn regelmäßig auf das Vorhandensein dieser Gewebeveränderung untersucht wird: „Deswegen sollte jede und jeder, auch wenn sie oder er keine Beschwerden aufweist, ab 50 Jahren wenigstens einmal eine Spiegelung der Speiseröhre vornehmen lassen“, so Riegler: „Wird eine solche Gewebeveränderung entdeckt, kann sie rasch entfernt und das Krebsrisiko damit gebannt werden.“

 Zu viel, zu süß, zu fett

Schuld am Reflux ist übrigens allein der Lebensstil: Zu viel, zu süß, zu fett zu essen, rauchen und Alkohol zu trinken, trägt maßgeblich dazu bei, dass der Schließmuskel der den Magen gegen die Speiseröhre abschließt, „ausleiert wie ein Gummiband“, was zu den bereits beschriebenen Beschwerden führt. „Deshalb ist unser erster Schritt die Planung einer Lebensstiländerung“, zeigt sich Martin Riegler überzeugt. Erst an zweiter Stelle stehen Medikamente, wie etwa Protonenpumpenhemmer, die die Säureproduktion im Magen reduzieren – das saure Aufstoßen wird damit beseitigt.

 

Am Beginn der RM-Methode steht allerdings immer erst einmal die Feststellung der Krankheitswertigkeit, ob also der Reflux durch die auftretenden Symptome die Lebensqualität beeinträchtigt, oder ob gar bereits ein Krebsrisiko vorhanden ist. „In einem individuellen Beratungsgespräch werden die aktuellen Lebensumstände und der akute Gesundheitszustand analysiert“, berichtet Riegler. „Dabei legen wir großen Wert auf eine ganzheitliche Sichtweise auf den Patienten und seine Lebensumstände.“ Die Symptome werden mit Hilfe von Fragebögen quantifiziert und eingegrenzt. Erst dann werden weitere diagnostische Schritte gesetzt. Dazu gehört die Endoskopie der Speiseröhre ebenso wie die Messung des Drucks im Ösophagus und die Refluxmessung. „All das wird im Reflux Medical Center nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und mit den besten auf dem Markt befindlichen Geräten durchgeführt“, zeigt sich Riegler stolz.

 Antirefluxventil „reparieren“

„Im Anschluss werden die Befunde besprochen und die Therapie geplant“, erläutert der Chirurg die Strategie hinter der RM-Methode. Liegt eine Gewebeveränderung in der Speiseröhre vor, so kann dies mittels Radiofrequenzablation entfernt werden. Dabei wird der Patient/die Patientin in einen Kurzschlaf versetzt. Über den Mund wird ein Ballonkatheter in die Speiseröhre eingeführt. Über Elektroden auf der Oberfläche des Ballons wird mittels Radiofrequenzenergie die erkrankte Schleimhaut zerstört.

 Aber auch wenn kein Barrett-Ösophagus vorliegt, sollte die Refluxkrankheit nicht ignoriert werden. In der Behandlung des Refluxes spielt die bereits erwähnte Lebensstiländerung eine ebenso große Rolle, wie die medikamentöse Behandlung oder operative Eingriffe zur „Reparatur“ des Magenschließmuskels. So stellt etwa eine Fundoplicatio den Magenschließmuskel wieder her. „Dieser und auch alle anderen Eingriffe zur Behandlung der Refluxkrankheit können mittlerweile minimalinvasiv durchgeführt werden“, sagt Martin Riegler.

 Verschluss mit Magnetring

Eine andere Möglichkeit zur Wiederherstellung des Magenschließmuskels ist die Linx®-Methode. „Dabei wird ein magnetischer Ring aus Titanperlen um das schadhafte Antirefluxventil gelegt. Die Perlen ziehen sich im Ruhezustand zusammen und schließen den Magen, sodass keine Magensäure mehr in die Speiseröhre gelangen kann. Sie öffnen den Mageneingang nur zur Nahrungsaufnahme“, berichtet Univ.-Prof. Dr. Para Chandrasoma, Pathologe am Krankenhaus der University of Southern California, der den „Linx®-Ring“ entwickelt hat. In etwa 85 bis 90 Prozent aller Fälle besteht auch drei Jahre nach der Operation noch Beschwerdefreiheit. „Diese Methode ist eine ausgezeichnete Alternative zur – manchmal jahrelang notwendigen – medikamentösen Behandlung mit Protonenpumpenhemmern“, hält Univ.-Prof. Dr. Luigi Bonavina, Vorstand der Abteilung für Allgemeinchirurgie an der Universität von Milan fest. Bonavina war europaweit der Erste, der den Ring in der Refluxbehandlung eingesetzt hat.

 Gewicht reduzieren

Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Reduktion refluxbedingter Beschwerden ist die Gewichtsabnahme. Auch mäßiges Übergewicht belastet den ohnehin bereits überlasteten Magenschließmuskel. „Auch hier können wir ein neues, innovatives Konzept anbieten“, freut sich Martin Riegler: „Im Zuge der RM-Methode können wir einen neuen Magenballon anbieten, mit dem man innerhalb von drei bis vier Monaten 40 bis 50 Prozent des Übergewichts abnehmen kann.“ Dieser neue Magenballon sieht aus wie eine Weintraube mit einem Schwänzchen. Diese Traube wird geschluckt und über den angebrachten winzigen Schlauch durch das Einbringen von Stickstoff entfaltet. Wenn der Ballon gefüllt ist, wird der Schlauch abgetrennt. Der Ballon enthält etwa 250 ml Stickstoff. Er ist somit viel kleiner als bisher verwendete Modelle. „Das verhindert Übelkeit und Erbrechen der PatientInnen“, so Riegler. Einmal geschluckt, dockt der Ballon am Fundus des Magens an und verringert über die Regulation des Hormons Ghrelin das Hungergefühl. Nach einigen Monaten kann der Ballon endoskopisch wieder entfernt werden.

Zeit für die PatientInnen

Im neuen Reflux Medical Center in der ehemaligen Polyklinik im neunten Bezirk Wiens steht den PatientInnen ein Team von Experten zur Verfügung. „Wir legen sehr viel Wert auf ein angenehmes Umfeld, fürsorgliches und kompetentes Personal sowie die modernste medizinische Ausstattung“, sagt Riegler abschließend.