Seit einer Woche herrscht Ausnahmezustand. Jeder Morgen beginnt mit neuen Schreckensmeldungen aus Fukushima. Wieder eine Explosion! Rettungsversuche gescheitert! Brände außer Kontrolle.

Mehr als 2.000 Städte und Dörfer rund um das zerstörte Atomkraftwerk Chernobyl sind heute immer noch zerstört und unbewohnbar. Foto: Elena Filatowa
Abgesehen vom unvorstellbaren Leid der Menschen, die im Umfeld des Atomkraftwerks leben macht diese Entwicklung mich wütend – und sie macht mir Angst. Da wird möglicherweise ein ganzer Landstrich für tausende von Jahren unbewohnbar. Da versuchen 50 Menschen (freiwillig?) alles, um dies zu verhindern. Da zeigt sich vor allem eines: Atomkraft ist letztlich nicht beherrschbar.
Aber im gestrigen Club 2 moniert ein junger Atomkraftaktivist, dass “Linke” und “Grüne” die Katastrophe in Japan für ihre Zwecke “missbrauchen”. Und in Europa herrscht nach wie vor die Meinung vor, nur mittels Atomkraftwerken könne der immer weiter steigende Energiebedarf gedeckt werden.
Ich frage mich: Was muss denn noch passieren? Wie viele Menschen müssen sterben? Wie viel Land muss unbewohnbar werden – und wir reden hier nicht von Jahrzehnten, nicht einmal von Jahrhunderten sondern von Jahrtausenden!
Vor 26 Jahren explodierte der Atomreaktor von Chernobyl. Noch heute sind im Umkreis des zerstörten AKW 2.000 Städte und Dörfer unbewohnbar. Wird in Japan das Gleiche passieren?
Es muss doch möglich sein, andere Energieformen nutzbar zu machen, ohne damit die Klimaerwärmung zu beschleunigen. Warum tun sich die klügsten Köpfe nicht zusammen, um ganz neue Energiekonzepte zu entwickeln?
Und wir? Energiesparen heißt das Zauberwort. Geräte vollständig abschalten, wenn sie nicht gebraucht werden (dazu gibt es Steckerleisten mit einem Ausschaltknopf). Prinzipiell überdenken, wann welches Gerät wie genutzt werden soll. Bessere Isolierungen für unsere Häuser, damit weniger geheizt werden muss. Es gibt viele Möglichkeiten, wie jede und jeder ein wenig Energie einsparen kann.
Atomkraft ist nicht beherrschbar. Steigen wir aus!
Nota bene: Vor einigen Tagen war im Kurier eine kurze Umfrage zu lesen. Dabei wurden Menschen “von der Straße” befragt, ob sie mehr für Strom zahlen würden, wenn sichergestellt werden könnte, dass kein Atomstrom mehr verwendet wird. Die Antworten waren nicht gerade ermunternd. Ich würde gerne mehr zahlen, wenn das auch bedeuten würde, auf manches andere verzichten zu müssen – und wenn ich sicher gehen könnte, dass die Energie, die ich verbrauche nicht mittels einer Kraft produziert wird, die – und das zeigt das Beispiel Fukushima ganz deutlich – letztlich unberechenbar ist.