Fischismus: “Ballfit” in zehn Tagen

Wer schön sein will, muss leiden? Highheels für den Ballbesuch. Foto: Sabine Fisch

Als ich diese Überschrift auf der Titelseite des Kuriers in der vergangenen Woche las, dachte ich zuerst, es ginge um Training. Frühlingsfit werden, damit frau wieder Fußball spielen kann, oder Basketball oder whatever. Ich musste mich eines besseren belehren lassen – der Artikel handeltemitnichten von sportlicher Betätigung – nein, “Ballfit” werden heißt:  Vorbereitung um auf Bälle zu gehen.

Wer schön sein will, muss leiden? Highheels für den Ballbesuch. Foto: Sabine Fisch

Wer schön sein will, muss leiden? Highheels für den Ballbesuch. Foto: Sabine Fisch

Soweit so interessant. Ich muss ja auch nicht wirklich Fußball spielen, fit mache ich mit selbst mit Sport – Bälle finde ich, zumindest aus angemessener Distanz – interessant. Ich schlug den Artikel auf.

Eine ganze Seite widmete sich dem Thema: Optimale Vorbereitung auf den Ballbesuch. Dagegen wäre prinzipiell nichts einzuwenden, aber… Natürlich gibt es ein Aber.

Also: Wagen Sie es bloß nicht, zum Frack (den natürlich jedermann im Schrank hängen hat, mann weiß ja nie) etwa eine gestreifte Hose zu tragen. Der gehört zum Cut, nicht zum Frack – und wie konnten wir alle bisher nur ohne diese Information auskommen?

Beim Smalltalk dürfen auf keinen Fall Themen wie Politik oder Religion oder andere Themen, die auch nur ansatzweise ein interessantes Gespräch versprechen, erwähnt werden. Stattdessen sollten Sie darüber sprechen, wie schön Wiens Bälle sind (gähn!!!)

Selbstverständlich ist es verboten, zum langen Kleid flache Schuhe zu tragen. Es MÜSSEN Highheels sein, wahrscheinlich kommt sonst die Ballpolizei und verhaftet sie wegen unbefugten Tragens von Ballerinas.

Das Beste, das Zuckerl des Artikels folgte allerdings zum Schluss. Wie jede Frau weiß, die nicht täglich in Stöckelschuhen herumläuft, goutieren die Füße das lange Tragen derartiger Schuhe nur wenig. Ich hatte mir bis Freitag (da ist der Artikel erschienen) eigentlich gedacht, es wäre sinnvoll, Highheels einige Tage lang einzutragen und am Tag der Tage zusätzlich Gelpolster unter die Ballen zu legen.

Ach ich hoffnungslos altmodischer Mensch. Die Frau von Welt, die auf Bällen die vorgeschriebenen Higheels trägt, geht vorher zum Beautydoc ihres Vertrauens und lässt sich dort (AUA!) Botox oder Hyaluronsäure in die Ballen spritzen (Doppel-AUA). Ich will ja nun nicht gleich mit Nestroy kommen (die Wöd steht auf kan Foi mehr laung), aber diese Idee halte ich zumindest für verhaltensoriginell.

Auf Bälle gehen, sich stylen, schön machen, Spaß haben, tanzen – alles wunderbar. Aber bitte ohne Spritzen in die Füße und – wenn diese ob des ungewohnten Tragens der hohen Schuhe schmerzen – mit einem Paar Ersatzballerinas in der Tasche.