Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie

Am 17. November moderierte ich die Auftaktpressekonferenz zur Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (Haut- und Geschlechtskrankheiten in Wien.


V.l.n.r. Dr. Gottfried Artacker, Prim. Univ. Doz. Dr. Robert Müllegger, Sabine Fisch, Prim. Univ. Prof. Dr. Beatrix Volc-Platzer und Prim. Univ. Prof. Dr. Josef Auböck. C: Welldone Werbeagentur/APA-Fotoservice/Preiss

Pilzinfektionen, aber auch durch Gendefekte ausgelöste autoinflammatorische Erkrankungen sind bei Kindern auf dem Vormarsch. Dies stellten ExpertInnen beim Auftakts-Pressegespräch der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) am 17. November 2010 fest. Ebenso sollten Hautausschläge (Exantheme) nicht auf die leichte Schulter genommen werden, da sie oft Begleiterscheinung von Arzneimittelunverträglichkeiten oder Viruserkrankungen sein können.

Die sensible kindliche Haut bedarf einer altersspezifisch-kindgerechten und eigenen Behandlung und Pflege. Ein einfühlsamer Umgang sowie ausreichend Zeit um eine angst- und stressfreie Untersuchung zu gewährleisten sind daher von großer Bedeutung. Ein zentrales Thema der Kinderdermatologie sind seltene Erkrankungen, beispielsweise die Fischschuppenkrankheit aber auch Pilzerkrankungen bei Kindern. „Ziel der ÖGDV ist es, durch erhöhte Aufmerksamkeit, Akzeptanz sowie Verständnis für diese Erkrankung zu schaffen, aber auch, wie beispielsweise im Falle der Pilzinfektionen, das Bewusstsein zu schärfen und Tipps zu geben um diesen vorzubeugen”, so Prim. Univ. Profin. Drin. Beatrix Volc-Platzer, Präsidentin der ÖGDV und Vorstand der Dermatologischen Abteilung, Sozialmedizinisches Zentrum Ost, Wien.

Anstieg von Pilzinfektionen bei Kindern

Die häufigsten Pilzinfektionen bei Kleinkindern treten am behaarten Kopf sowie im Windelbereich auf. Eine Infektion am Kopf geht meist auf eine Ansteckung durch Haustiere wie Katzen oder Meerschweinchen zurück, kann aber auch über kontaminierte Gegenstände wie Plüschtiere und Autositze erfolgen. Da bestimmte Pilzerkrankungen von Mensch zu Mensch übertragen werden, sollte es vermieden werden, Kämme, Handtücher, Kappen sowie Mützen in der Familie auszutauschen.

„Eine Pilzinfektion kann unterschiedliche klinische Symptome erzeugen“, sagte Prim. Univ.-Doz. Dr. Robert Müllegger, Vorstand der Abteilung für Dermatologie am Landesklinikum Wiener Neustadt. Es können sich auf dem Kopf kreisrunde oder ovale, scharf begrenzte, haarlose Stellen bilden, die einzeln oder auch mehrfach vorkommen können. In dieser Zone brechen die Haare kurz über der Kopfhaut ab, es entsteht ein ‘haarloser Bezirk’, bei welchem aber keine Entzündungszeichen zu erkennen sind. Die mit kurzen Stoppeln bedeckten Stellen können mit weiß-gräulichen mehlstaubartigen Schuppen bedeckt sein. Da die Symptome dieses Pilzes nicht sehr eindrucksvoll sind, bleiben sie oft lange unentdeckt. „Im schlimmsten Fall kommt es zur Zerstörung der Haarwurzel, sodass an dieser Stelle kein Haar mehr nachwächst“, warnte Müllegger. „Wichtig ist es daher, die Pilzinfektion möglichst rasch zu erkennen und zu behandeln.”

Die zweite große Gruppe von Pilzinfektionen sind durch Hefe verursacht. Davon sind häufig der Windelbereich von Säuglingen (Windelsoor) oder die Schleimhäute von Kindern (beispielsweise Mundsoor) betroffen. Eine Hefepilzinfektion verursacht im Windelbereich Rötungen, die Randbetonung zeigen. Ein typisches Symptom sind auch Pusteln. „Eine Hefepilzinfektion kann sich aber auch oft an den Mundwinkeln manifestieren, was Ähnlichkeit zu Mangelernährung haben kann. Die Abklärung und die rasche Einleitung einer Therapie sind besonders wichtig, um eine weitere Ansteckung zu vermeiden”, so Müllegger weiter. Einer Infektion im Windelbereich kann präventiv vorgebeugt werden, indem das Kind mit reinem Wasser, ohne Waschzusatz, gewaschen wird, Windeln häufig gewechselt werden, eine feuchtigkeitsspendende (nicht fettende) Pflegecreme verwendet und der Windelbereich trocken gehalten wird.

Sensible Kinderhaut: Unangenehme Exantheme

Schätzungen von ExpertInnen zufolge wird jedes Kind zumindest einmal beim Arzt/bei der Ärztin mit einem Hautausschlag (Exanthem) vorstellig. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von unterschiedlichen Viruserkrankungen und Scharlach bis hin zu Arzneimittelunverträglichkeiten. Die Kenntnis der Exanthemerkrankungen, die zumeist harmlos verlaufen, ist zur Abgrenzung lebensbedrohlicher Erkrankungen wichtig. Auch in anderen Fällen können Hautausschläge Indikatoren eines sehr ernsten Zustandes sein, die rasche fachgerechte ärztliche Behandlung erfordern. Wenn sich ein Ausschlag schnell ausbreitet und schmerzhaft ist, sollten Betroffene so rasch wie möglich einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen.

Weitere alarmierende Symptome, vor allem wenn sie mit Nesselausschlägen einhergehen, sind Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Atemnot. Wenn immer diese Symptomkonstellation auftritt, ist umgehend ein Arzt beizuziehen”, erklärt Prim. Univ. Prof. Dr. Josef Auböck, Leiter der Dermatologischen Abteilung am Krankenhaus Linz.

Seltene Krankheiten im Fokus: Von autoinflammatorischen Erkrankungen bis hin zur Fischschuppenkrankheit

Autoinflammatorische Erkrankungen zeichnen sich in der Regel durch wiederkehrende Fieberschübe aus, die mit anderen körperlichen Beschwerden einhergehen und sich meist an Haut, Schleimhäuten, Augen und Gelenken manifestieren. Beispielsweise durch Augenentzündungen, Halsschmerzen, aber auch durch heftige Bauchschmerzen.

Derartige Einzelsymptome können auf den ersten Blick zusammenhanglos erscheinen. Für die Diagnose ist es wichtig, alle Symptome der PatientInnen zu kennen und gezielt nach weiteren zu fragen, um diese wie Puzzlesteine zu einem Ganzen zusammen zu fügen. „Die enge und übergreifende Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen ist dabei essentiell“, so Dr. Gottfried Artacker, Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, SMZ-Ost Donauspital, Wien. Ursache der autoinflammatorischen Erkrankungen sind Gendefekte beim Menschen. Die Feinregulation des Immunsystems wird durch pro- und antientzündliche Botensubstanzen geregelt. Wenn hier einzelne Faktoren fehlerhaft sind, kann es einerseits zu den klassischen Immundefekten und andererseits zu überschießenden Reaktionen wie Autoimmunerkrankungen (z.B. Gelenksrheuma) und autoinflammatorischen Erkrankungen kommen.

Therapien können das Auftreten der wiederkehrenden Schübe und Spätfolgen verhindern. „Umso wichtiger ist es, dass die betreuende ÄrztInnen mit dem Begriff periodische (=wiederkehrende) Fiebersyndrome vertraut sind, um rechtzeitig die richtige Diagnose zu stellen, und entsprechende Therapien durchzuführen, um Spätschäden zu vermeiden”, so Artacker abschließend.

Fischschuppenkrankheit – Die richtige Pflege ist wichtig

Die Fischschuppenkrankheit (Ichthyose) ist eine Verhornungsstörung der Haut, die durch unterschiedliche Gendefekte verursacht wird. Die nicht ansteckende Erkrankung kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, ist gut behandelbar aber nach wie vor nicht heilbar. Mit intensiver Pflege ist es möglich, das Hautbild zu verbessern. Eine der Hauptformen bei Kindern ist die Ichthyosis vulgaris. Diese Erkrankung zählt zu den leichteren Ichthyosen und macht sich durch trockene, raue Haut, Schuppen und gelegentlichen Juckreiz bemerkbar. Schätzungen zufolge hat diese eine Auftrittswahrscheinlichkeit von eins zu 300. Leichte Ichthyosen werden meist erst eine gewisse Zeit nach der Geburt offenkundig. Vor allem im Winter ist die Haut sehr trocken und Juckreiz macht sich bemerkbar. Da die Erkrankung nicht heilbar ist, müssen die Betroffenen ihr Leben lang eine konsequente Hautpflege durchführen.

Durch intensive Pflege ist es aber möglich, das Hautbild zu verbessern. Weitere Möglichkeiten zur Pflege der Haut bei Ichthyosen stellt Prim. Univ. Prof. Dr. Josef Auböck wie folgt dar: „Um der Austrocknung der Haut entgegenzuwirken, werden milchsäure- oder harnstoffhaltige Cremes eingesetzt, auch Bäder in Kombination mit UV-B-Bestrahlung können hilfreich sein. Zusätzlich sind Aufenthalte am Meer sehr zu empfehlen, da sich Sonne und Salzwasser auf die Erkrankung äußerst positiv auswirken.”

Von der Dermaonkologie, Dermatology Down Under, den Zusammenhängen zwischen Psyche und Haut sowie der Rückkehr der Krätze

Weitere Schwerpunkte der Jahrestagung sind die Krätze (Skabies), Dermatology Down Under, der Zusammenhang von Seele und Haut sowie Hautkrebs. Die Krätze, eine parasitäre Hautkrankheit, die sich in heftigem Juckreiz äußert, ist nicht nur in Entwicklungsländern auf dem Vormarsch. Auf der Jahrestagung werden Leitlinien zur Behandlung der Erkrankung präsentiert.

Ein weiterer Schwerpunkt ist “Dermatology Down Under”, in welchem die Studie „Vom Unkraut zur Krebsheilung: Eine australische Entdeckung“ vorgestellt wird. Weitere Schwerpunkte sind „Seele und Haut“ sowie neue Fakten zur Immuntherapie beim Melanom und Merkelzellkarzinom.

Über die ÖGDV

Die Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (ÖGDV) ist ein nicht auf Gewinn ausgerichteter Verein in Wien, der ausschließlich und unmittelbar der Förderung gemeinnütziger Zwecke dient. Sie hat zum Ziel, die wissenschaftliche Entwicklung und die praktische Umsetzung des Fachgebietes der Haut- und Geschlechtskrankheiten einschließlich der Spezialdisziplinen zu fördern. Zu diesem Zweck veranstaltet die ÖGDV jährliche wissenschaftliche und Fortbildungskongresse und betreibt eine eigene Arbeitsgruppe für Dermatologische Fortbildung (ÖADF).

http://www.oegdv.at/cms/