Biotechnologie und die Zukunft

 Biotechnologie ist eine Zukunftstechnologie – und das
wurde am Wissenschafts- und Forschungsstandort Österreich auch
rechtzeitig erkannt. Dementsprechend wurde in den vergangenen Jahren
in den Life Science Standort Österreich investiert und es gilt nun,
die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung zu
schaffen.

Ein Beispiel für Erfolge im Bereich der Biotechnologie
findet sich in der Osteoporoseforschung, wo eine neue Form der
Therapie entwickelt wurde. Anlässlich des Welt Osteoporose Tages
sprachen Wissenschaftsministerin Beatrix Karl, renommierte
Wissenschafter und Experten über biotechnologische Forschung in
Österreich sowie jüngste Erfolge in der Osteoporosetherapie. +++

   Studien zeigen, dass mit Hilfe des mit starker österreichischer
Beteiligung erforschten Wirkstoffes Denosumab das Risiko eines
osteoporose-bedingten Knochenbruches signifikant gesenkt werden kann.
Erfolg versprechende Forschung in der österreichischen Biotechnologie
ist auch für internationale Partner attraktiv. "Gerade die Pharma-
und Biotechindustrie ist die führende Branche im Bereich Forschung
und Entwicklung in der EU: 16,5 Prozent des Umsatzes werden in F&E
investiert, deutlich mehr als in anderen Branchen (EU-Schnitt von 3,3
Prozent)(1)", hält Mag. Martin Munte, General Manager AMGEN
Österreich, fest. Um in Zukunft in Österreich durch Innovationen
wettbewerbsfähig zu bleiben, ist eine Stärkung des öffentlichen
Bewusstseins notwendig. Damit Innovationen letztendlich dem Patienten
zugute kommen, spielt der Technologietransfer eine wichtige Rolle,
der Brückenschlag von der Wissenschaft zur Industrie. "Um dabei das
'Development Gap' zu überwinden, ist es wichtig, dass
Forschungsergebnisse nach industriellen Standards zu Innovationen
entwickelt werden und dass alle Beteiligten das gemeinsame Ziel
verfolgen, ausgehend von Forschungsergebnissen in Zusammenarbeit mit
der Industrie und privaten Investoren Wertschöpfung zu betreiben. Ein
effizientes System für den Technologietransfer zu organisieren und
zugleich die fachlich-technische Entwicklung von
Forschungsergebnissen in wirtschaftlich verwertbare Produkte und
Dienstleistungen weiterzuverfolgen, ist eine große Herausforderung,
aber auch gleichzeitig eine enorme Chance", so Prof. Dr. Nikolaus
Zacherl, Obmann der Austrian Biotech Industry (ABI).
   Top Drei im Forschungs- und Entwicklungsbereich in Europa
"Österreich hat in der Forschung in den vergangenen Jahren einen
beeindruckenden Aufholprozess gestartet und liegt mit einer F&E-Quote
von 2,73 Prozent an dritter Stelle in der Europäischen Union. Jetzt
gilt es, diese Anstrengungen fortzusetzen und auf der Überholspur zu
bleiben. Dazu leisten die Life Sciences einen entscheidenden und
wertvollen Beitrag", so Wissenschafts- und Forschungsministerin Dr.
Beatrix Karl. Österreich habe eine lange Tradition in der
biowissenschaftlichen Forschung und Entwicklung und zuletzt
beträchtlich investiert, verweist die Ministerin auf Mittel in der
Höhe von rund 605 Millionen Euro in den Bereich der Life Sciences an
den Universitäten, Universitätskliniken und der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften (ÖAW) im Jahr 2007.
Um die Forschung weiter auszubauen, benötigt die Biotech Industrie
für die Zukunft die Entwicklung von Know-how und Kapital. Als
Beispiel dafür gilt unter anderem die Kooperation zwischen Apeiron
Biologics AG und GlaxoSmithKline zum Projekt APN01 (2). "Als Ergebnis
innovativer, erfolgreicher Entwicklungsarbeit und geschickter
Finanzierung von Biotech-Unternehmen können lukrative strategische
Partnerschaften mit Pharmaunternehmen realisiert werden. Dabei
profitieren schlanke Biotech-Unternehmen von den großen weltweiten
Entwicklungskapazitäten und Vertriebsstrukturen großer
pharmazeutischer Konzerne. Umgekehrt profitieren solche Konzerne von
der Innovationskraft und Flexibilität überschaubarer
Biotech-Unternehmen", bekräftigt Dr. Hans Loibner,
Vorstandsvorsitzender Apeiron Biologics AG. Basis für rot-weiß-rote
Erfolge im Bereich der Biotechnologie und Biomedizin sieht die
Ministerin auch im Genomforschungsprogramm GEN-AU, das mit einer
zehnjährigen Laufzeit einen zentralen Beitrag zur
Wettbewerbsfähigkeit des heimischen Forschungsstandortes und zur
Nachwuchsförderung leistet. Die Ministerin hebt auch den hohen
Stellenwert des Campus Vienna Biocenter in der Wiener Bohrgasse
hervor: "Mein Ressort investiert in den kommenden zehn Jahren mehr
als 34 Millionen Euro in die Umsetzung der 'Vienna Biocenter Vision
2020'. Eine absolut zukunftsweisende Investition."
Sicherung des Marktzugangs
   Innovation findet in Österreich statt. Gerade Innovation ist zur
nachhaltigen Sicherung der Volksgesundheit und des Wohlstands in
Österreich ein entscheidendes Kriterium. "Um Forschung und
Entwicklung auch weiter in Österreich voranzutreiben, sind die
Ausbildung hoch qualifizierter Forscher, die Forschungsförderung und
angemessene gesetzliche Rahmenbedingungen zu garantieren.
Unerlässlich ist schließlich die Sicherstellung des Marktzugangs für
die aus der Forschung generierten neuen Medikamente und Therapien,
denn nur so kann garantiert werden, dass neue Therapien die
Betroffenen auch erreichen", bestätigt der Obmann der Austrian
Biotech Industrie, Prof. Dr. Nikolaus Zacherl. Das bekräftigt auch
Univ. Prof. Dr. Josef Penninger, IMBA - Institut für Molekulare
Biotechnologie: "Gerade in Zeiten der Krise muss auf Innovation
gesetzt und die Forschungsförderung nicht reduziert werden.
Österreich kann ganz klar hinsichtlich Forschung mit der Weltspitze
mithalten. Um das auch in Zukunft zu können, müssen entsprechende
Mittel aufgebracht werden. Warum kann es nicht - ähnlich wie in
anderen Ländern - eine Zusatzmilliarde für Forschung und
Universitäten geben? Forschung und Entwicklung dürfen nicht
hintangestellt werden, sie haben oberste Priorität." An die
Sicherstellung des Zugangs zum Markt appelliert ebenso Vice President
& General Managerin von GlaxoSmithKline Österreich, Mag. Evelyn
Schödl: "Für einen raschen und umfassenden Marktzugang von Produkten
der forschenden Pharmaindustrie braucht es Rahmenbedingungen, die den
Wert von Innovationen anerkennen. Der Aufwand für Innovation sollte
als nachhaltige Investition - und nicht als bloßer Kostenfaktor -
verstanden werden. Neue Medikamente, die dem letzten Stand der
Forschung entsprechen, kommen letztlich den Patienten zugute."
Welt-Osteoporose-Tag und Forschung in Österreich
   Am 20. Oktober ist Weltosteoporosetag. Von Osteoporose sind in
Österreich etwa 740.000 Menschen (3) betroffen. Jährlich erleiden
rund 16.500 Personen in Österreich eine osteoporosebedingte,
hüftgelenksnahe Fraktur. Mit einer Frakturrate von 19,7 %
hüftgelenksnahen Frakturen pro Jahr bezogen auf 10.000 Einwohner über
dem 65. Lebensjahr liegt Österreich im europäischen Spitzenfeld, was
jährliche Kosten von 498 Millionen Euro für die Akut- sowie 1,2
Milliarden Euro für die Nachversorgung verursacht (4). "Neue
innovative Therapieoptionen wie Denosumab haben die Behandlung von
Osteoporose auf eine neue Stufe gestellt. Mit der Entdeckung des
neuen Wirkmechanismus bei Denosumab wurde ein Meilenstein zur
Verbesserung der Therapie der Osteoporose gesetzt. Denosumab, ein
humaner monoklonaler Antikörper, hemmt das so genannte
RANK-Ligand-Protein (RANKL), das wesentlich für die Entstehung von
Osteoporose ist", so Univ. Prof. Dr. Josef Penninger.
Unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten
   Neben vielversprechenden Projekten, guten Forschern mit Interesse
an kommerzieller Umsetzung und engagierten Entrepreneuren brauchen
junge Biotech-Unternehmen Kapital. Voraussetzung hierfür ist der
Zugang zu Finanzierungsinstrumenten. "In Österreich mangelt es
allerdings noch an den Bedingungen, unter denen Firmen sich über das
Gründungsstadium hinaus entwickeln können", so Dr. Hans Loibner,
Vorstandsvorsitzender Apeiron Biologics AG. Einen Schritt dahingehend
sieht der Vorstandsvorsitzende in der Förderung der Entstehung
starker österreichischer auf Biotechnologie spezialisierter
Venture-Capital Fonds. "Auf Basis meiner Erfahrungen möchte ich aber
als wichtiges alternatives Szenario die Förderung der grundsätzlich
vorhandenen Investitionsbereitschaft privater österreichischer
Investoren ansprechen. Derartige private Risikokapitalgeber sind für
die Biotechnologiebranche wertvoll, allerdings ist diese
Finanzierungskultur hierzulande noch nicht sehr ausgeprägt.
Finanzierung mittels privatem Risikokapital sollte in Österreich
weiter gefördert werden und die Rahmenbedingungen optimiert werden,
um die mittel- und langfristigen Wachstumsmöglichkeiten von
Biotechunternehmen auch außerhalb von Biotech Venture-Capital zu
erleichtern und abzusichern", so Dr. Hans Loibner abschließend.
Fußnoten:
1) The 2009 EU Industrial R & D Investment Scoreboard
2) APN01 (rekombinantes humanes Angiotensin Converting Enzyme 2,
rhACE2) ist ein Enzym-Biotherapeutikum für die Behandlung des akuten
Lungenversagens (ARDS).
3) 1. Österreichischer Patientenbericht Osteoporose 2010
4) European Parliament Osteoporosis Interest Group and EU
Osteoporosis Consultation Panel. Osteoporosis in Europe: Indicators
of progress. 2004.

Am Podium: V.ln.r.: Prof. Dr. Nikolaus Zacherl, Obmamn der Austrian Biotech Industry, Mag. Martin Munte, General Manager, Amgen Österreich, Univ.-Prof. Dr. Josef Penninger, Institut für molekulare Biotechnologie/IMBA, Sabine Fisch, Medizinjournalistin und Moderatorin, Dr. Beatrix Karl, Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung, Dr. Hans Loibner, Vorstandsvorsitzender Apeiron AG, Mag. Evelyn Schödl, General Manager GlaxoSmithKline Österreich (Fotos: Welldone Werbeagentur/APA-Fotoservice/Ehm. siehe unten)