“Qualitätskontrolle muss nicht vorgeschrieben sein!”

Mit der Höchstnote 1 bewerten die Patienten die Arbeit der niedergelassenen Urologen in Österreich. Dies sind die ersten Ergebnisse einer österreichweiten Umfrage, die am im Juni 2004 vom Berufsverband der UrologInnen präsentiert wurden.

„Wie in der Wirtschaft ist auch in der Arztpraxis die Kundenorientierung entscheidend”, sagt der Vizepräsident des Berufsverbandes der österreichischen Urologen, Dr. Karl Dorfinger, anlässlich der Präsentation der Umfrage in Wien. „Wir sind Dienstleister, die Patientenorientierung ist entscheidend.”
Mit der Patientenbefragung wollte der Berufsverband über die seit Anfang 2002 im Ärztegesetz vorgeschriebene Qualitätskontrolle hinausgehen. „Damit wollen wir auch zeigen, dass uns Qualitätskontrolle nicht gesetzlich vorgeschrieben sein muss, sondern dass diese in unserem eigenen, vitalen Interesse liegt”, erklärt der Präsident des Berufsverbandes, Dr. Michael Eisenmenger.

80 Ordinationen schickten jeweils rund 150 Fragebögen an ihre Patienten. Durchgeführt wurde die Untersuchung vom deutschen Beratungsunternehmen Prof. Riedl und Partner. Bisher konnten 3.500 Fragebögen ausgewertet werden. Insgesamt wird mit einer Rücklaufquote von 80 Prozent gerechnet. Mit den bisherigen Ergebnissen ist Eisenmenger zufrieden: „93 Prozent der Befragten stellten uns für die Qualität der ärztlichen Versorgung und die Personalqualität in unseren Ordinationen ein sehr gutes Zeugnis aus.” Weniger zufrieden sind die Befragten mit den Wartezeiten und der Zeit die für das Arzt-Patienten-Gespräch zur Verfügung steht.
Immerhin 28 Prozent der Befragten wollen öfter an die Vorsorgeuntersuchung erinnert werden und rund 20 Prozent der Befragten fordern ein breiteres medizinisches Angebot.
Endgültige Ergebnisse der Befragung sollen im September vorliegen.

Vorsorge besser vermarkten
Der Vorsorgegedanke scheint langsam auch bei den Männern zu greifen. Mit dem AndroCheck wollen die UrologInnen sich noch stärker als Männerärzte positionieren.

Immerhin 28 Prozent der in der Umfrage angesprochenen Männer wollen regelmäßig an die Vorsorgeuntersuchung erinnert werden. Jeder 5. Patient wünscht sich ein verstärktes Angebot an Gesundheits- und Krebsvorsorge. „Das hat uns überrascht”, sagt Dr. Karl Dorfinger, Vizepräsident des Berufsverbandes der UrologInnen „Offenbar setzt sich der Vorsorgegedanke langsam auch bei den Männern durch.” Eine spezielle Vorsorgeuntersuchung, wie sie beispielsweise in Form einer gynäkologischen Untersuchung für Frauen möglich ist, besteht für Männer im Rahmen der Gesundenuntersuchung bis dato nicht. „Wir fordern daher alle Verantwortlichen im Gesundheitsbereich auf, nun endlich für die Gleichberechtigung der Männer in Sachen Vorsorgeuntersuchung zu sorgen”, sagt Dorfinger. „Mit der Etablierung des AndroChecks als Vorsorgeuntersuchung für den Mann haben wir auch hier den ersten Schritt getan,” ergänzt Dr. Michael Eisenmenger, Präsident des Berufsverbandes der Urologen. Derzeit wird der AndroCheck, bei Vorliegen einer Verdachtsdiagnose, vom Urologen auf Krankenschein oder Überweisung durchgeführt. „Aber eigentlich wollen wir die Krankenkassen damit nicht belasten” erklärt Eisenmenger. „Wir fordern daher, dass der Hauptverband der Sozialversicherungsträger die Kosten für diese Vorsorgeuntersuchung übernimmt.”
Der AndroCheck, der 1999 von MR Dr. Gerhard Struhal aus Wien entwickelt wurde, umfasst die Anamnese, die Krebsvorsorge in Form der digitalen Prostata-Untersuchung und des PSA-Tests, Harnbefund, Sonographie der Nieren und des Restharns sowie eine Harnflussmessung. Dazu kommt die Abklärung eines eventuellen Androgenverlustes, der zu Hitzewallungen, Depressivität, Abnahme der Muskelkraft und Zunahme von Körperfett sowie Erektionsstörungen und Libidoverlust führen kann.

Hormonmangel behandelbar
„Viele Männer wissen nicht, dass das partielle endokrine Defizit des alternden Mannes mit Hormonen behandelbar ist”, sagt Eisenmenger. „Aber diese Behandlung gehört in die Hand des Urologen.” Der AndroCheck soll, als unmittelbares Ergebnis aus der PatientInnen-Befragung noch heuer einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. „Nur rund ein bis drei Prozent der Männer gehen überhaupt zur Gesundenuntersuchung”, beklagt Eisenmenger, „und nur einen Bruchteil dieser Männer sieht dann zur Krebsvorsorge auch der Urologe.”

An Vorsorge erinnern
Um dem Wunsch nach einer regelmäßigen Erinnerung an die Vorsorgeuntersuchung nachzukommen, planen die UrologInnen ein breit angelegtes Recall-System: „Fast jedes Ordinationssystem verfügt mittlerweile über die Möglichkeit von Recalls”, sagt Dorfinger. „Dies wollen wir verstärkt nutzen, um Männer ab 45 Jahren regelmäßig an ihre jährlich Vorsorgeuntersuchung zu erinnern.”
Die Patienten-Umfrage, an der bis jetzt 2.882 Männer und 581 Frauen teilgenommen haben, soll heuer im September abgeschlossen werden. In Zukunft wollen die Urologen ihre freiwillige Qualitätskontrolle alle zwei bis drei Jahre wiederholen. „Wir wollen ja auch wissen, ob Verbesserungen gegriffen haben”, sagt Eisenmenger abschließend.