Nikotinsucht: Ein Drittel schafft den Absprung

Jeder dritte Raucher stirbt an den Folgen des Nikotinkonsums. Rund 55 Prozent aller RaucherInnen möchten mit ihrem „Laster” aufhören. Eine aktuelle Studie weist nach, dass Nikotinersatz, Medikamentenunterstützung und nicht zuletzt das Gespräch mit dem Hausarzt, das Aufhören erleichtern und zu einem langfristigen Erfolg beitragen.

Der Zigarettenkonsum ist heute das größte Gesundheitsrisiko der westlichen Welt. „Alle neun Sekunden stirbt jemand an den Folgen des Rauchens”, stellte Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat anlässlich einer Pressekonferenz der Initiative „Jetzt aufhören” im April 2004 in Wien fest. In Österreich rauchen rund 2,3 Millionen Menschen, 36 Prozent der Männer und 23 Prozent der Frauen, und 14.000 Todesfälle werden jährlich auf die Folgen des Zigarettenrauchens zurückgeführt. Auch unter Jugendlichen ist kein Rückgang beim Rauchverhalten zu beobachten, im Gegenteil: Bereits 45 Prozent der Mädchen und 43 Prozent der Buben unter 14 Jahren haben Erfahrungen mit Zigaretten. Von den 15jährigen rauchen bereits 26 Prozent der Mädchen und 20 Prozent der Buben täglich. Rauch-Kallat: „Unsere Gesundheitspolitik verfolgt daher zwei Ziele: Die Tabakprävention, damit Jugendliche erst gar nicht anfangen zu rauchen und die Unterstützung beim Ausstieg.”

Beratungsgespräche beim Arzt sind ein wichtiges Instrument beim Ausstieg aus dem Suchtverhalten. In einer 2004 präsentierten Studie der Lungenfachärzte Prim. Dr. Hartmut Zwick, Vorstand der Abteilung für Lungenkrankheiten am Krankenhaus Lainz und Dr. Wolfgang Kössler von der 1. Internen Lungenabteilung am Otto Wagner Spital in Wien, gaben vier von fünf erfolgreichen Nichtrauchern an, dass ihr Arzt einen sehr großen oder großen Anteil am Erfolg ihrer Nikotinentwöhnung hatte. Rund 60,4 Prozent der PatientInnen sagten, dass ihr Arzt sie motiviert hätte, mit dem Rauchen aufzuhören.

Medikamente, Nikotinersatz und Beratung
An der Studie nahmen 475 unselektionierte RaucherInnen, die bei 184 ÄrztInnen in Behandlung waren, teil. Über 75 Prozent der PatientInnen gaben an, aus Angst vor Krankheiten aufhören zu wollen, bei jedem Zweiten lagen bereits Gesundheitsprobleme vor. Finanzielle Gründe spielten nur für rund 29 Prozent der PatientInnen eine Rolle. 238 RaucherInnen erhielten eine Nikotinersatztherapie, 108 eine Behandlung mit Bupropion. 90 PatientInnen erhielten ein Beratungsgespräch ohne medikamentöse Therapie; die übrigen TeilnehmerInnen führten ein verhaltenstherapeutisches Gespräch mit ihrem Arzt, nahmen Akupunktur in Anspruch oder an einer Gruppentherapie teil.
Bei einer Befragung nach zwölf Monaten, zu der 368 TeilnehmerInnen ihre Zustimmung gaben, berichteten 34,5 Prozent, abstinent zu sein. Dabei stellte sich heraus, dass die Abstinenzrate eine signifikante Korrelation mit der Anzahl der stattgefundenen Arztbesuche zeigt. Von den PatientInnen, die in zwölf Monaten mehr als viermal ihren Arzt zum Beratungsgespräch aufsuchten, blieben rund 54 Prozent rauchfrei, im Vergleich dazu schafften es nur 25 Prozent der PatientInnen, die sich nur einmal von ihrem Arzt beraten ließen.

Unentgeltliche Leistung
„Diese Studie hat uns vor allem eines gezeigt: Eine individuelle Raucherentwöhnung ist sinnvoll und möglich”, stellt Kössler fest. „Dazu muss der Arzt über die Rauchgewohnheiten seiner Patienten informiert sein.”
Die Kosten für die ärztliche Beratung zum Rauchstopp werden in Österreich nicht von allen Kassen und nicht vollständig übernommen. „Derzeit führt ein Großteil der ÄrztInnen die Rauchentwöhnung unentgeltlich durch” sagt Zwick. Als Lösung schlagen die Studienautoren vor, dass ein Drittel der Kosten vom Patienten, ein Drittel von der Gebietskrankenkasse und ein Drittel aus den Mitteln der Tabaksteuer finanziert wird.