DiabetikerInnen leben gefährlich

Aufgrund der oft späten Diagnose des Diabetes sowie häufig gleichzeitig vorliegender weiterer Risikofaktoren ist das kardiovaskuläre Risiko bei diesen PatientInnen stark erhöht. Eine optimale Therapie muss Lebensstilmodifikationen und eine effiziente medikamentöse Therapie umfassen.

Rund 250.000 Menschen in Österreich sind an Diabetes mellitus Typ II erkrankt. Die Dunkelziffer, so schätzen ExpertInnen, liegt allerdings doppelt so hoch. Die Erkrankung wird zudem häufig erst dann entdeckt, wenn bereits Folgeerkrankungen aufgetreten sind. „25 Prozent der neu diagnostizierten DiabetikerInnen leiden bereits an einer KHK”, sagt Prof. Dr. Anita Rieder, Vorstand des Institutes für Sozialmedizin der medizinischen Universität Wien, anlässlich einer Pressekonferenz. Bei 40 bis 50 Prozent der neu diagnostizierten DiabetikerInnen liegt eine Hypercholesterinämie und eine Hypertonie vor und zehn bis 20 Prozent weisen eine periphere arterielle Verschlusskrankheit auf. „Auf dieser Basis ist der Patient mit frisch entdecktem Typ II Diabetes, auch ohne weitere Risikofaktoren, bereits ein vaskulärer Hochrisikopatient”, erläutert Prof. Dr. Michael Roden, Diabetologe in Wien. Allerdings liegen bei der überwiegenden Anzahl von DiabetikerInnen zusätzliche Risikofaktoren, wie etwa Adipositas, Hypercholesterinämie, Dyslipidämie und Hypertonie vor.

Früher erkennen und behandeln
„Es reicht nicht, regelmäßig den Blutzucker zu kontrollieren”, sagt Dr. Bernhard Fürthauer, Allgemeinmediziner aus Maishofen. Menschen, die aufgrund des Vorliegens der genannten Risikofaktoren zur Risikopopulation gehören, sollte eine Modifikation ihres Lebensstils ebenso nahegelegt werden, wie eine medikamentöse Therapie der Hypertonie, Hyperglykämie und Dyslipidämie. „Dabei sollten Lifestylemodifikation und medikamentöse Therapie gleichzeitig begonnen werden”, sagt Prim. Dr. Otto Traindl, Vorstand der 1. medizinischen Abteilung für Kardiologie und Nephrologie am Krankenhaus Mistelbach.

Dies gilt umso mehr für die Sekundärprävention, also für DiabetikerInnen, die bereits ein kardiovaskuläres Ereignis hatten. Dies zeigen auch Studienergebnisse, wie etwa jene der dänischen Steno-2-Studie. Diese Studie zielte nicht nur auf die Blutzucker- sondern auch auf Blutdruck und Blutfettsenkung ab. „Dabei zeigte sich, dass eine multifaktorielle Intervention mittels Lebensstilveränderung und Pharmakotherapie das erstmalige Auftreten von sogenannten „harten Endpunkten”, wie Sterblichkeit und makrovaskulären Folgen an koronaren, zerebralen und peripheren Blutgefäßen, bei Typ II Diabetikern um 20 Prozent senkt”, erklärt Roden.

LDL-Cholesterin unter 100
Speziell die Senkung der Blutfette stellt sich in der Sekundärprävention bei DiabetikerInnen zunehmend als wirksamer Faktor heraus. Dies zeigen auch die Ergebnisse mehrerer großer Studien, wie etwa PROVE-IT, REVERSAL, ALLIANCE, ASCOT-LLA und CARDS. „In mehreren großen Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass eine Senkung des LDL-Cholesterins unter 100 die Prognose bei Risikopatienten, wie etwa Typ II Diabetikern verbessert”, erklärt Traindl.

PatientInnen unterstützen
Von der Theorie zur Praxis sei es allerdings noch ein weiter Weg, kritisiert Roden. „Die Betreuung der Typ II Diabetiker ist derzeit noch weit von der Erreichung der Standards zur Senkung von Blutzucker, Blutdruck und Blutfetten entfernt.” Untersuchungen der vergangenen drei Jahre zeigen, dass die Standards der Blutzuckereinstellung in weniger als 25 Prozent, der Blutdruckeinstellung in weniger als 30 Prozent und der LDL-Cholesterin-Werte in maximal 50 Prozent der Fälle erreicht werden.