Kontrazeption: Große Wissenslücken bei Jugendlichen

koffer-totalAktualisierter „Verhütungskoffer” für Schulen bietet breite Infos für SchülerInnen

Das Angebot an wirksamen Verhütungsmethoden war noch nie so umfassend wie jetzt. Das Wissen darum lässt allerdings noch zu wünschen übrig. Die „Bewusstseinsoffensive für individuelle Verhütung” hat sich zum Ziel gesetzt dies zu ändern.

Sexualaufklärung ist an den Schulen Österreichs zwar vorgeschrieben. Die Art der Durchführung bleibt allerdings jeder Schule selbst überlassen. Und die Ergebnisse sprechen für sich: „Auf 1.000 EinwohnerInnen kommen in Österreich rund 13 Teenagerschwangerschaften”, erläuterte die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung, Dr. Claudia Linemayr-Wagner im Rahmen der Vorstellung der Bewusstseinsinitiative für individuelle Verhütung”, Anfang März in Wien. Österreich liegt damit auf Platz zwei der Teenagerschwangerschaften in Westeuropa. In Deutschland liegt die Rate bei rund fünf Teenager-Schwangerschaften auf 1.000 EinwohnerInnen. Anzumerken ist hier allerdings, dass in der österreichischen Statistik nur die geborenen Kinder gezählt werden, Schwangerschaftsabbrüche werden in Österreich nicht erhoben. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich weitaus höher.

Alles über Sex
„Die Jugendlichen glauben heute zwar alles über Sexualität zu wissen, das Wissen über Schwangerschaftsverhütung ist allerdings immer noch nicht sehr ausgeprägt”, so Linemayr-Wager weiter. Und das liegt nicht zuletzt an den Erwachsenen, die die Jugendlichen aufklären, seien es nun die Eltern oder die LehrerInnen. „Denn auch unter Erwachsenen ist der Wissensstand über die breite Palette an verfügbaren Kontrazeptiva nach wie vor gering. „Die ÖsterreicherInnen kennen die Pille und das Kondom”, hielt Linemayr-Wagner plakativ fest. Diese Wissenslücke zu schließen ist die „Bewusstseinsoffensive für individuelle Verhütung”, angetreten.

koffer-innenAktueller Koffer
Unter der Schirmherrschaft der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung engagieren sich im Rahmen dieser Plattform auch die Österreichische Ärztekammer, der Berufsverband der Österreichischen GynäkologInnen, die Österreichische Gesellschaft für Sexualmedizin sowie die Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien. Die erste Aktion der Initiative war die Neuauflage des „Verhütungskoffers”, eines Unterrichts-Instruments, das vor rund 20 Jahren erarbeitet worden war.
„Der Verhütungskoffer soll einen breiten Überblick über alle Möglichkeiten der Kontrazeption bieten”, sagte Linemayr-Wagner. Neben den Kontrazeptiva, wie Pille, Spirale, Pflaster, Ring und Co. finden sich auch Broschüren, eine Power-point-Präsentation und ein Handbuch im überarbeiteten „Verhütungskoffer”, der die LehrerInnen bei der Aufklärung über die individuellen Möglichkeiten zur wirksamen Kontrazeption unterstützten soll.

SchulärztInnen an Bord
Unterstützt wird die „Bewusstseinsoffensive für individuelle Verhütung” auch von den SchulärztInnen. „Wir wissen, dass das Bedürfnis von Jugendlichen nach adäquater Sexualaufklärung und Verhütungsberatung groß ist”, sagte die Schulärzteferentin der Ärztekammer Österreich, Dr. Gudrun Weber im Rahmen der Vorstellung des aktualisierten „Verhütungskoffers”. „Die SchulärztInnen, die der Schweigepflicht unterliegen, können Jugendliche beraten und LehrerInnen in ihrer Arbeit unterstützen.

Spektrum erweitert
Der „Verhütungskoffer” wurde 1988 erarbeitet, um den im „Medienkoffer Sexualerziehung” nicht vorhandenen Bereich der Schwangerschaftsverhütung abzudecken. Seit damals hat sich die Palette an Kontrazeptiva erheblich erweitert: Seit einigen Jahren stehen neben Pille, Spirale, Diaphragma und Kondom auch Verhütungsring, -pflaster und stäbchen zur Verfügung. Im Rahmen der hormonellen Verhütung mittels oraler Kontrazeptiva reicht das Angebot heute von Ein- und Mehrphasenpillen über reine Gestagenprodukte bis hin zur „Pille mit Mehrwert”, etwa wenn sich durch die Einnahme eines bestimmten Pillenpräparates eine Pubertätsakne bessert.
Der „Verhütungskoffer” kostet 70 Euro und ist über die Österreichische Gesellschaft für Familienplanung zu beziehen (www.oegf.at)