„Internisten waren für mich Götter!“

Dr. Eveline Fasching

Dr. Eveline Fasching

Heute ist Dr. Eveline Fasching selbst Fachärztin für Innere Medizin – mit Leib und Seele

Im Juni 2007 wurde sie zur ersten Vizepräsidentin der Ärztekammer für Kärnten gewählt. Sie ist derzeit die einzige Frau in Österreich im Präsidium der Standesvertretung.

Im Gespräch mit der Ärztewoche erzählt sie, warum sie lange studiert hat, wieso die Innere Medizin anfangs ein Wunschtraum zu bleiben drohte und was sie als Ärztekammervizepräsidentin erreichen will.

Wann wussten Sie, dass Sie Ärztin werden wollten?

Fasching: Das kann ich heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Anlässlich der Berufsberatung vor der Matura – daran erinnere ich mich noch genau – habe ich angegeben, ich wolle entweder Sekretärin oder Ärztin werden. Warum ich mich für diese beiden gegensätzlichen Berufswege ausgesprochen habe, weiß ich jetzt allerdings nicht mehr. Ich habe zuerst auch alles mögliche andere studiert: BWL und Sport. Erst dann inskribierte ich für Medizin. Für die Vorklinik brauchte ich viel Zeit, weil ich daneben immer sehr viel gearbeitet habe, als Anzeigenverkäuferin ebenso wie als Stubenmädchen. Meine Mutter, die mich und meinen Bruder alleine großgezogen hat, konnte mich finanziell nicht unterstützen.

Warum haben Sie sich für die Innere Medizin entschieden?

Fasching: Die Innere Medizin war für mich immer die Königsdisziplin. Während des Studiums und des Turnus allerdings habe ich nicht einmal an eine Ausbildung in diesem Fach zu denken gewagt. Internisten, das waren für mich die Götter. Ich dachte immer: Wow sind die gescheit! Nach dem Turnus machte mich mein Chef auf eine offene Ausbildungsstelle für Innere Medizin aufmerksam und drängte mich, mich darauf zu bewerben. Er sagte: Du musst das einfach tun! Also habe ich mich beworben. Die Ausbildung begann in Tamsweg. Mein Arbeitsvertrag lief über 18 Monate, und die Stelle habe ich nur bekommen, weil der Mann, der sie eigentlich erhalten sollte, mit dem Turnus noch nicht fertig war und dazu noch seinen Wehrdienst absolvieren musste.

„Stolpersteine” auf dem Weg?

Fasching: Meine Ausbildungszeit war sicher schwierig. Nach 18 Monaten musste ich das Krankenhaus Tamsweg verlassen. Mein Weg führte mich über die Sozialversicherung der Bauern nach Bad Gastein und Bad Hall. Das ist 250 km von meinem Wohnort entfernt. Ich wurde also zur Wochenpendlerin. Das war hart. Auch die Zeit, als mein Sohn klein war, war – trotz Unterstützung durch meine Mutter und meine Schwiegereltern – schwierig. Wenn ich nach einem Wochenenddienst nach Hause kam und er hat mich nicht mehr erkannt, da habe ich mich oft schon hin- und hergerissen gefühlt.

Ärztin und Privatleben – geht das überhaupt?

Fasching: Das geht natürlich. Ich habe meinen Partner, der mich unterstützt und meinen Sohn, der mittlerweile 16 ist. Meine Mutter wohnt zwar nicht bei uns im Haus, ist aber auch immer für uns da. Und ich kann mich mit meinen Hobbies sehr gut entspannen, Schi fahren, Tennis spielen und schwimmen. Es ist ja auch nicht immer gleich schwierig. Es gibt Zeiten, in denen man vor Arbeit kaum ein noch aus weiß und vielleicht privat auch noch Schwierigkeiten zu bewältigen sind. Es kommen aber immer wieder auch Zeiten, wo alles rund läuft.

Wollten Sie schon mal aufgeben?

Fasching: Es hat immer wieder Zeiten gegeben, wo ich gedacht habe, jetzt geht es nicht mehr weiter. Es ist aber immer weiter gegangen (lacht). Wirklich aufgeben wollte ich nie. Dazu liebe ich meinen Beruf viel zu sehr.

Was mögen Sie an Ihren Beruf?

Fasching: Was mich an mir selbst fasziniert ist: Ich gehe ins Krankenhaus hinein und denke stundenlang nicht, dass es ein Draußen gibt. Das Krankenhaus ist die Welt, in der ich mich wohlfühle, in der ich zu Hause bin. Ich mag und respektiere meine Patienten – und ich habe viel Verständnis für sie.

Was war die größte Herausforderung in Ihrer Karriere?

Fasching: Der Aufbau der Herz-Kreislauf-Rehabilitationsstation im Privatsanatorium Althofen vor drei Jahren, an dem ich als Oberärztin tätig bin. Diese Abteilung ist die einzige derartige Einrichtung in Kärnten. Darauf bin ich heute noch sehr stolz.

Wie kam es zu Ihrem Engagement in der Ärztekammer?

Fasching: Ende 2006/Anfang 2007 waren die WahlärztInnen in ganz Österreich ausgesprochen unzufrieden mit ihrer Situation. Wir gründeten im Jänner 2007 den Verein „Wahlärzte Kärnten”, der eng mit dem Verein Wahlärzte Österreich unter Christoph Reisner kooperiert, und wir haben auf Anhieb bei den Ärztekammer-Wahlen einen Stimmenanteil von 18 Prozent erzielt. Nach dem großartigen Wahlerfolg hat mich unser Vorsitzender Peter Wellik zur Vizepräsidentin vorgeschlagen – damit war der Weg für mich frei. Einmal mehr hatte das Schicksal entschieden, wie mein Weg weiter gehen soll. Geplant habe ich in meiner Karriere nur ganz wenig.

Was wollen Sie während Ihrer Präsidentschaft verändern?

Fasching: Ich möchte erreichen, dass in vier Jahren (Ende der Funktionsperiode; Anm.) mindestens zwanzig Prozent der ÄK-Referate mit Frauen besetzt sind. Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Thema Kinderbetreuung für Ärztinnen. Da liegt noch vieles im Argen. Das muss man vorsichtig angehen: Schließlich stecken Gesetze und Finanzierbarkeit enge Grenzen. Eine Politik der kleinen Schritte sollte aber zumindest erste Erfolge bringen. WahlärztInnen und SpitalsärztInnen müssen in Zukunft auch entsprechend stärker in allen Ärztekammergremien vertreten sein. Nur so können deren Interessen auch nach außen effizient vertreten werden.

Welche Strategien sind zur Karriereplanung wichtig?

Fasching: Es ist wichtig zu wissen was man will. Man kann viel mehr erreichen, als man sich vorstellt. Eine Karriereplanung ist dazu schon notwendig. Es ist wichtig – wenn man Kinder will – wann man die bekommt. Mit vierzig kann es schon zu spät sein. Ich habe zwei Kolleginnen in Kärnten, die das sehr gut gelöst haben, auf die ich sehr stolz bin. Die eine hat ihre Ausbildung absolviert und danach zwei Kinder bekommen. Das ist der unübliche Weg. Während ihres Ausbildung war allerdings nicht an ein Kind zu denken: Sie hatte jeweils nur Einjahresverträge. Jetzt hat sie beides geschafft. Die andere Kollegin hat schon, bevor sie mit dem Fach begonnen hat, zwei Kinder zur Welt gebracht. Auf die bin ich auch sehr stolz.

Wie wichtig sind Netzwerke in der Medizin?

Fasching: Netzwerke sind enorm wichtig. Das gilt sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Hätten mein Partner und ich nicht seine Eltern und meine Mutter an der Seite gehabt, wäre meine Arbeit und die Erziehung meines Sohnes ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Beruflich ist es wichtig, viele Kontakte zu haben, viel miteinander zu reden. Wenn die emotionale Ebene stimmt, ist auch der berufliche Alltag leichter. Gemeinsam kann man auch mehr bewegen. Das ist sicherlich mit ein Grund, warum ich mich der Wahlärztebewegung angeschlossen habe.

Wenn Sie heute zurück schauen – was hätten sie anders gemacht?

Fasching: Gar nichts. Ich liebe meine Arbeit. Ich gehe gern ins Krankenhaus, ich arbeite gerne mit Patienten. Dazu muss man sich auch abgrenzen können. Sonst geht man seelisch vor die Hunde. Mir gelingt das bislang noch recht gut.
Das Gespräch führte Sabine Fisch.

Zur Person:

Dr. Eveline Fasching promovierte 1994. Ihre Facharztausbildung schloss sie 2004 als Fachärztin für Innere Medizin ab. Seit Herbst 2005 war sie am Aufbau der 1.Herz-Kreislauf-Rehabilitationsstation in Althofen in Kärnten mitbeteiligt, in der sie bis heute als Oberärztin tätig ist. Daneben führt sie eine Wahlarztpraxis für Innere Medizin in Friesach. Seit Juni 2007 ist Fasching 1. Vizepräsidentin der Ärztekammer für Kärnten. Eveline Fasching lebt mit ihrem Partner und ihrem Sohn in der Nähe von Althofen.